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Die «indirekte» Induktionsmethode nach Erickson, Teil 3 von 3

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Indirekte Hypnosetechnik nach M. H. Erickson - Teil 3 von 3

Trancesprache und Trancelogik

In Trance zu gehen, liegt normalerweise ausserhalb der Möglichkeit des Willens. Daher ist für die Induktion einer Trance eine spezielle Kommunikationsweise vonnöten, um eine Veränderung des Bewusstseinszustandes hervorzurufen.

Der Therapeut spricht dabei langsam, lässt kurze Pausen bewusst zu und betont mit seiner Stimmlage die Passagen der Müdigkeit und Entspannung, indem er die Tonlage seiner Stimme senkt. Die Sprechgeschwindigkeit bleibt ruhig-monoton, sodass der Patient die Instruktionen als angenehmen Redefluss und nicht als Eile oder Drängen empfindet. Reizmonotonie ist aber nicht nur durch die Stimmlage des Therapeuten gegeben, sondern auch inhaltlich durch Wiederholungen.

Logisch evident sind der Gebrauch einer verständlichen und klaren Sprache und die Verwendung positiver Formulierungen, da grammatische Negationen ignoriert und als positive Aussagen verstanden werden. Ebenfalls wichtig ist die Bildhaftigkeit der Sprache, um die Phantasietätigkeit anzuregen. Häufig wird eine Szenerie beschrieben, die mit dem Patienten zuvor besprochen wurde und in der er entspannen kann wie z. B. „Sie liegen auf einem wunderschönen Strand in der Sonne, haben viel Zeit, …“.

Wesentlich ist weiterhin, dass der Therapeut genau das relevante Verhalten des Klienten (Lidsenken, Gesichtsentspannung, reduzierte Gesamtmotorik) beobachtet und es ihm entsprechend rückmeldet. Dadurch wird erreicht, dass die Person stets annimmt, sich richtig zu verhalten, Widerstände werden abgebaut und die Kooperation auf unbewusster Ebene wird systematisch verstärkt. Auch durch Vorhersagungen, die aller Erfahrung nach für den Trance-Zustand zutreffen (Unbeweglichkeit, Lustlosigkeit zu sprechen, Wohlbefinden), wird eine sog. „Ja-Haltung“ beim Patienten bewirkt – es geschieht nur das, wozu er zustimmen kann und dadurch wird er auch weitere Interventionen zulassen.

Da das Trancebewusstsein seine eigene, in sich geschlossene Logik besitzt, können auch widersprüchliche Formulierungen wie „eine klingende Stille“ oder „eine leichte Schwere“ in Trance unmittelbar in ein Erleben umgesetzt werden und machen durchaus Sinn. Im Trance-Zustand können Polaritäten, Komplementaritäten und Ambivalenzen gleichzeitig erfahren werden und das Besondere daran ist, dass der Hypnotisierte an einander ausschliessenden Vorgängen keinen Anstoss nimmt. Im Gegensatz zu der rationalen „Entweder-oder-Logik“ des Wachbewusstseins existiert in Hypnose eine „Sowohl-als-auch- Logik“. Das lineare Denken weicht langsam dem multidirektionalen, mehrdimensionalen, vielschichtigen Gedankenfluss.

Der Hypnotisierte erlebt symbolisch-assoziativ und traumhaft-ganzheitlich anstatt klar abgegrenzt und logisch-analytisch. Er hat einen leichteren Zugang zu den symbolischen Traumwelten des Unbewussten und zu dessen Fähigkeiten und Ressourcen, die dem Alltagsbewusstsein nicht ohne weiteres zur Verfügung stehen.

VAKOG-Induktion/Sinneskanal-Ansprache

Unter dieser Bezeichnung lassen sich Techniken subsumieren, welche eine Tranceinduktion mittels Ansprechen sämtlicher Sinneskanäle ermöglichen. VAKOG steht für visuell, akustisch, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch. Da sich jeder Mensch bei der Wahrnehmung seiner Umwelt verschieden stark auf seine einzelnen Sinneskanäle verlässt, ist es unerlässlicher Teil einer jeden hypnotherapeutischen Anamnese, die individuelle Gewichtung zu erfragen bzw. auszutesten. Da der Grossteil der Menschen die Welt primär visuell wahrnimmt, könnte eine VAKOG-Induktion beispielsweise mit der Imagination eines Strandes oder eines anderen, möglichst allgemein gehaltenen Bildes, beginnen, um danach andere Sinneseindrücke, wie dem Rauschen des Meeres, dem Gefühl des Sandes zwischen seinen Zehen oder der salzigen Meeresluft anzusprechen. Um die Wirksamkeit dieser Methode zu erhöhen, kann es ratsam sein, sich im Vorfeld ein tatsächlich erlebtes, positives Ereignis schildern zu lassen, um dieses den Klienten nochmals durchleben zu lassen.

Auch die Beschreibung eines sogenannten „safe place“, welcher als Ort der Ruhe und Geborgenheit dazu dient, Kraft zu tanken oder eventuell auftretenden Komplikationen einer Trance, etwa bei Traumabearbeitung oder unerwarteter -aufdeckung, zu begegnen, bedient sich solcher Methoden.

Generell ist bei Tranceinduktion allerdings darauf zu achten, keine zu spezifisch deskriptiven Formulierungen zu verwenden, um dem Rezipienten grösstmögliche Freiheit bei der Konzeption seines eigenen inneren Erlebens zu lassen.

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