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Die «indirekte» Induktionsmethode nach Erickson, Teil 1 von 3

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Indirekte Hypnoseinduktion nach M. H. Erickson - Teil 1 von 3

Milton Hyland Erickson war ein sehr innovativer, amerikanischer Psychotherapeut, der vor allem wegen seiner vielseitigen Therapiemethoden und Techniken für die Klinische Hypnose so bedeutungsvoll wurde. Der Umstand, dass die Lähmungen zweier nacheinander aufgetretenen Polio-Infektionen ihn körperlich stark einschränkten und an den Rollstuhl fesselten, beeinflusste auch in entscheidendem Masse seine diagnostische und therapeutische Vorgehensweise. Dadurch war er nämlich fast ausschliesslich auf die Beobachtungen seiner Umwelt angewiesen. Er begab sich stets auf das Niveau des Patienten, akzeptierte dessen Wünsche und Gefühle und passte sich mit seinen Methoden flexibel an ihn an. Dies setzt einerseits viel Kreativität, Spontaneität und Methodenbreite voraus, andererseits eine besondere Beobachtungsgabe, um diese Wahrnehmungen für die Suggestionsformulierungen nutzbar zu machen.

Erickson war ein Kommunikationstalent – er beherrschte die Wortmagie der Sprache wie kein anderer, kombinierte Hypnosetechniken mit rhetorischen Formen um Verhaltens- und Einstellungsänderungen hervorzurufen und schuf durch originelle Ideen und auf langer Lebens- und Berufserfahrung basierenden, einzigartigen Vorgehensweisen neue Dimensionen in der Kommunikation der gesamten Psychotherapie. Beispielsweise nutzte er seine Vorliebe, Geschichten zu erzählen auch im therapeutischen Sinne, indem er Anekdoten oder sogar Witze in seine Therapiegespräche einbaute. Die für die Hypnose nach Erickson typischen Prinzipien sind:

Folgen und Führen

Das Prinzip des Folgens und Führens („pacing and leading“) beschreibt ein Verfahren, wie man sich auf einen Gesprächspartner einstellt, um diesem die Kooperation zu erleichtern. Diese Strategie bezieht sich auf die Wahrnehmung, das Denken, das Fühlen und den physiologischen Körperfunktionen des Patienten. Beispielsweise folgt der Therapeut bei der Induktion dem Atemtempo des Patienten, indem er sich diesem mit seiner eigenen Atmung während der Kommunikation anpasst. Sobald der Patient Anzeichen von Entspannung zeigt, also eine ruhigere und tiefere Atmung, verlangsamt der Therapeut geringfügig seinen Atemrhythmus. Er veranlasst somit den Patienten, noch langsamer und ruhiger zu atmen und noch tiefer zu entspannen. Dieses Prinzip kann auch auf die Sprache (etwa das Führen eines Arzt-Patienten Gespräch in Dialekt oder Mundart) oder in Bezug auf die Werte des Klienten angewandt werden, indem man die zugrunde liegenden Leitgedanken anklingen lässt (z.B „Eine Frau kann ihre besondere Art haben, den Zustand von Trance zu erleben“). Auf diese Weise wird der Dialog vom Therapeuten so angepasst, dass es dem Klienten leicht fällt, darauf einzugehen und es kann eine Form der Induktion gefunden werden, die den Zugang zur Trance erleichtert.

Utilisation

In der modernen Hypnotherapie ist es üblich, nicht nach einem festen Schema vorzugehen, sondern die Induktion danach zu richten, was der Klient an geeigneten Ansatzpunkten für die Hypnose liefert. Das Prinzip der Utilisation, d.h. die Nutzbarmachung existierender Tendenzen besagt, dass Suggestionen die eigenen mentalen Mechanismen und Fähigkeiten, die schon im Patienten vorhanden sind, aktivieren, blockieren oder ändern.

Es gibt zwei häufige Anwendungen des Utilisationsprinzips:

Umdeutung

Mit Hilfe des Umdeutens (Reframing) versucht der Therapeut einen anderen Rahmen um ein Erleben zu setzen, indem er Ereignissen in einen anderen Zusammenhang stellt. Durch die Veränderung des Kontextes oder des Blickwinkels werden Erlebnisse oder ein spezielles Verhalten anders bewertet bzw. relativiert und auch andere Gefühle ausgelöst. Reframings kommen im Alltag häufig vor, nur registrieren wir sie nicht als solche. In der Politik beispielsweise werden Eroberungsfeldzüge als „Befreiungsaktionen“ und in der Wirtschaft Entlassungen von Arbeitern als „Freisetzungen“ deklariert oder Schulden machen von Banken als „Erfolgsfinanzierung“ bezeichnet.

Inkorporation

Nicht selten treten bei einer Tranceinduktion Störgeräusche auf, wenn etwa eine dritte Person die Tür öffnet oder Schritte zu hören sind. Hat der Klient noch keine tiefe Trance erreicht, so ist es sinnvoll diese Reize in irgendeiner Form in die Induktion zu integrieren wie „Es kann Sie neugierig machen andere Räume zu betreten – innerlich, als würden Sie eine Tür öffnen, die Sie vorher übersehen haben.“

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